Quick Look: Haley Heynderickx – I Need To Start A Garden
“Es braucht eine gute Mischung an Geschick und Glück, um einen Garten zu pflegen, aber es ist unmöglich, dies ohne einen bestimmten Anteil an Liebe für die Sache zu tun.” Während die zyklische Natur eines Gartens gegeben erscheint, ist Heynderickx in gewisser Weise erst am Anfang. Die Gründe, warum diese emphatische Sängerin und Songwriterin so sehr nach Akzeptanz und Verständnis sucht, haben ihren Ursprung in einem Leben voller Paradoxen. Heynderickx ist in einem religiösen Zuhause in Oregon, USA; aufgewachsen, wo sie sich einerseits sehr mit ihren philippinischen Wurzeln identifiziert hat, andererseits aber einen Spagat zwischen verschiedenen kulturellen Identitäten macht. Jetzt, wo sie in Portland lebt, ist ihr Glaube nicht offenkundig erkennbar, aber ihre Selbstreflektion und das andauernde Ringen um Selbstverwirklichung sind leicht erkennbar und zuzuordnen. Ihr Debütalbum “I Need to Start a Garden” entstand auf dieser Suche nach Ruhe inmitten von Wellen der Unsicherheit und Wirrungen und erscheint am 2. März 2018 bei Mama Bird Recording Co.
Das Debüt von Haley Heynderickx hat allerdings ein kleines “Problem”, es fühlt sich nicht wie ein vollwertiges Album an auch wenn es per Definition eines ist. “I Need To Start A Garden” bewegt sich gefühlt irgendwo zwischen EP und full-length Album. Das liegt an der kurzen Gesamtspielzeit von nur 30:57 Minuten, verteilt auf Acht Songs. Preislich aber immerhin voll Ok was man für die “nur” Acht Songs auf den Tisch legen muss. Für das Digital Album 8$, 13$ für die CD und 18$ für die Vinyl bzw. 20$ für die auf 500 Stück limitierte Tiger’s Eye Edition. Alles in allem ein Punkt den man verkraften kann denn, auch wenn 10 Songs (Diese magische Marke für ein Album) schon schön gewesen wären, geht es am Ende schließlich um die Musik und die ist wirklich toll.
Nach der Veröffentlichung des ersten Songs Oom Sha La La Anfang November des letzten Jahres, den ich hier im Blog auch zur Video Premiere hatte, waren meine Erwartungen an das Album groß. Hat es diese erfüllt? Nun ja, nicht nach dem ersten hören wie es bei Oom Sha La La der Fall war aber nach zwei, drei weiteren Durchläufen hatte sich das geändert. Die restlichen Songs sind zwar weit weniger dynamisch begeistern aber dann vor allem durch die musikalische Abwechslung wie z.B. bei “The Bug Collector”. Alles in allem bietet “I Need To Start A Garden” unglaublich viel musikalische und stimmungsmäßige Abwechselung so dass einem die knapp 31 Minuten nochmal kürzer vorkommen als sie eh schon sind.
Tracklist:
01. No Face
02. The Bug Collector
03. Jo
04. Worth It
05. Show You a Body
06. Untitled God Song
07. Oom Sha La La
08. Drinking Song
Die Stücke auf „I Need to Start a Garden“ reflektieren gleichermaßen diese unterschiedlichen Elemente. Durch das sanfte Zupfen auf einer Akustikgitarre und gekonnt akzentuiertes Aufseufzen einer Posaune erinnert Heynderickxs Musik an Folk aus den 60er- und 70er-Jahren gemischt mit der Liebe eines Jazzradios. Aber der Gesang von Heynderickx, der von sinnlich bis opernhaft reicht, widerlegt eine Beharrlichkeit ihrer Seele. Es ist eine Balance zwischen Selbstoffenbarung und Selbstschutz auf dem Album „I Need to Start a Garden“. Heynderickx schwankt zwischen Machtlosigkeit (Eröffnungssong „No Face“) und Ermächtigung (Leadsingle „Oom Sha La La“). Die geistige Großzügigkeit bleibt die Konstante das gesamte Album hindurch. Man kann die bemerkenswerte Sorgfalt in „Jo“ hören, wenn sie flüstert „You tended your garden like heaven and hell / and you buildt the birds houses to see if it helped at all“ (Du hast deinen Garten wie Himmel und Hölle gepflegt / und du hast die Vogelhäuser gebaut um zu sehen, ob es irgendetwas hilft). Im Bewusstsein für die Vögel, den Garten und jeden, der genau zuhört, dient Heynderickxs Musik als Einladung für alle, sich ihr anzuschließen. Denn die wahre Schönheit eines Gartens ist es, obwohl er oft aus sehr persönlichen Gründen angelegt wird, dass man seine Schätze am besten gemeinsam mit anderen genießt und diese teilt.“
Hier gibt es auch das Video zum Song “Oom Sha La La”.
Haley Heynderickx im Web:
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Bildquelle (Haley Heynderickx Pressefoto):
Credits: Alessandra Leimer | Web