Ein bisschen wie Festival – Picknick Konzerte mit Giant Rooks, Gentleman & Joris
Etwa anderthalb Jahre sind vergangen seit dem letzten Konzert, dementsprechend groß ist die Vorfreude auf den Auftakt der Picknick Konzerte in Paderborn mit Giant Rooks. Eines von gleich drei Konzerten an diesem Wochenende. Den Anfang macht Amilli, für die junge Sängerin aus Bochum ist ihr letztes Konzert fast genauso lange her und dass merkt man ihr ein klein wenig an. Amilli wirkt zu Beginn noch etwas zurückhaltend was sich im Laufe des Sets aber immer mehr legt. Zusammen mit ihrer zwei Mann Band spielt Amilli Songs wie Rarri, dem Song der sie 2018 bekannt machte, bis hin zu ihrer aktuellen Single Hazy Days. Für ihre letzten Songs kommt dann ein zu laut ausgepegelter Backingtrack mit instrumental Parts und Background Vocals hinzu. War Amillis Sound bis hierhin wirklich gut gemischt war es plötzlich so dass gefühlt mehr vom Band kommt als dass wirklich live gespielt beziehungsweise gesungen wird. Ob nun so gewollt oder nicht, es zerstört etwas den Vibe ihrer Songs. Alles in allem aber trotzdem ein sehr netter Einstieg in den Abend.
Nach einer kurzen Umbaupause geht es mit dem Hauptact des Abends, Giant Rooks, weiter. Jetzt erheben sich auch alle von ihren Picknickdecken. Bevor es für Giant Rooks auf die Bühne geht wird im Backstage noch schnell lautstark auf Finns Geburtstag angestoßen. Dies bleibt auch dem Publikum, zumindest in den vorderen Reihen nicht verborgen. Einige Fans sind vorbereitet so wie beispielsweise eine junge Frau die nach den ersten paar Songs versucht Finn eine Flasche, vermutlich Wein, zu überreichen. Dieser lehnt jedoch dankend ab da er nach eigener Aussage keinen Alkohol trinkt. Im Laufe der Show spielen Giant Rooks Songs wie Heat Up, Bright Lies, New Estate und Wild Stare und covern Nally Furtados All Good Things (Come to an End). Die Stimmung ist gut, es wird viel getanzt und mitgesungen. Nach etwa 75 Minuten verabschieden sich Giant Rooks dann zu ersten Mal von der Bühne. Kaum runter werden auch schon die Rufe nach einer Zugabe laut und diese lässt natürlich nicht lange auf sich warten. Die Zugabe startet mit dem Song All We Are in einer Piano Solo Version. Es folgen danach noch Into Your Arms sowie Watershed als letzten Song. Auf Watershed haben scheinbar alle hier gewartet denn nun ist hier noch einmal richtig Stimmung und die Leute tanzen ausgelassen auf ihren Picknickdecken. Ein überaus gelungener Auftakt in dieses Wochenende.
Am Samstag geht es schon am frühen Nachmittag nach Paderborn zu Gentleman. Dieser spielt aufgrund der hohen Nachfrage an Tickets gleich zwei Shows. Eine Zusatzshow am Nachmittag und die Hauptshow am Abend. Auf dem Weg zum Veranstaltungsgelände geht es durch den Schloss und Auenpark, vorbei an Lippe und Alme, an Menschen die dort am Wasser sitzen, grillen oder einfach einen tollen Sommertag genießen. Die Sonne brennt, Grillgeruch steigt mir in die Nase und in der Ferne sind bereits die ersten Basslines bekannter Reggae Tunes zu vernehmen. Auch wenn die Menschen an denen ich vorbeilaufe zum Großteil das Gentleman Konzert nicht als Ziel haben fühlt es sich doch in diesem Moment sehr nach (Reggae)Festival an.
Obwohl die Nachfrage nach Tickets so groß war dass es für eine Zusatzshow reichte ist diese nicht ganz ausverkauft. Etwa 75% der Plätze dürften belegt sein, dies sollte der Stimmung aber keinen Abbruch tun. Wie für ein Gentleman Konzert üblich gibt es auch heute keinen extra Support. Diesen Part übernehmen wie üblich Gentlemans Backgroundsängerinnen Tamika und Treesha und da die Picknick Konzerte über keinen Host verfügen der die Künstler*innen ansagt übernimmt Gentleman diesen Part auch kurzerhand selbst. Tamika und Treesha gehören die ersten 20 Minuten wo beide ein paar ihrer eigenen Songs performen. Danach übernimmt Gentleman die Show.
Neben Songs aus seinem aktuellen Album Blaue Stunde, dem ersten deutschsprachigen Album, spielt Gentleman sich kreuz und quer durch seine Diskographie und covert Im Schneckenhaus von Joris. Auch wenn Gentleman durch seinen Auftritt beim TV Format Sing meinen Song sowie sein Album Blaue Stunde viele neue Fans außerhalb der Reggae Szene dazugewonnen haben dürfte sind es doch vor allem seine älteren Songs die das Publikum hier feiert, etwas was zugegeben ein wenig überrascht. Die Stimmung ist jedenfalls ausgelassen auch wenn es hier und dort noch Leute gibt die selbst gegen Ende der Show auf ihren Picknick decken sitzen. Ich schreibe dies Mal dem Wetter zu denn bei 28 Grad und strahlender Sonne ist nicht jedem nach tanzen.
Nach 75 Minuten ist auch hier das erste Mal Schluss, die Rufe nach einer Zugabe folgen aber sofort. Gentleman und seine Band The Evolution sind in Spiellaune, Zugabe reiht sich an Zugabe und am Ende ist diese gefühlt so lang wie das eigentliche Set. Kurz unübersichtlich wird es als Gentleman seine Klassiker Dem Gone und Superior spielt und dafür von der Bühne runter, auf die Wellenbrecher steigt. Nach und nach rennen Leute nach vorne für ein Foto. Schnell bildet sich eine kleine Gruppe, der Großteil ohne Maske und an Abstand ist auch nicht zu denken. Die Securities betrachten die Szene eher zurückhaltend und lassen die Menschen machen. Zwar löst sich diese Szene auch ohne Eingreifen der Securities recht schnell wieder auf so ganz optimal war dass aber nun trotzdem nicht. Auf der Bühne geht es derweil mit dem nächsten Song Change Of Thoughts weiter. Seine Show beendet Gentleman dann nach gut zwei Stunden mit einem Bob Marley Cover, dem Redemption Song.
Das letzte Konzert an diesem Wochenende ist das von Joris und wieder eine Abendshow. Obwohl noch Teil von Ostwestfalen nicht ganz ein Heimspiel für den aus Vlotho stammenden Joris, dafür ist Paderborn dann doch ein Stück zu weit entfernt. Los geht es aber erst einmal mit Stanovsky der heute den Support spielt und dieser startet auch mal eben 15 Minuten früher als angegeben. Mit seinem 30 minütigen Set und einem Mix aus Klavierakkorden und elektronischen Sounds begeistert er das Paderborner Publikum und bringt sogar einige dazu sich schon jetzt von der Picknickdecke zu erheben. Weitere 30 Minuten später in der die Bühne für Joris hergerichtet wurde startet dieser seine Show wie gewohnt am Piano. Es braucht nicht lange und Joris hat das Publikum im Griff. Nicht verwunderlich, weiß er als Ostwestfale doch genau wie er mit dem gern zurückhaltenden ostwestfälischen Publikum umzugehen hat. Musikalisch ist Joris heute außergewöhnlich viel im Reggae unterwegs, nicht nur beim Cover von Gentleman sondern auch bei den eigenen Songs. Kommt beim Publikum gut an und darf er gerne öfter so spielen. Auch sonst ist Joris gewohnt souverän und abwechslungsreich unterwegs und springt gekonnt durch die verschiedenen Stimmungen. Mal laut, mal leise, mal schnell, mal langsam. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei und lässt zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Nach 90 Minuten, Zugabe inklusive, ist auch das letzte Konzert an diesem Wochenende vorbei.
Das erste Wochenende der Paderborner Picknick Konzerte ist absolut gelungen und versprühte ein bisschen dieses Festival Feeling was vielen von uns so fehlt. Zwar wird wohl kaum einer an allen drei Tagen dabei gewesen sein, kosteten die Tickets doch um die 50 Euro pro Show. Doch auch wenn man nur einen Tag dabei war boten die Picknick Konzerte einen ganz besondere Vibe mit einem Hauch Festival Feeling. Ein Konzept welches auch für die Zeit nach Corona interessant bleiben könnte.
Die Fotos der Konzerte findet Ihr wie gewohnt in der Galerie oder Ihr klickt auf folgende Links.
Fotos: Giant Rooks – Picknick Konzerte Paderborn 2021
Fotos: Gentleman – Picknick Konzerte Paderborn 2021
Fotos: Joris – Picknick Konzerte Paderborn 2021
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